Die Situation eines Arbeiters in der Wende zum 20. Jahrhundert: durchschnittlich bis zu 60 Stunden pro Woche unter härtesten Bedingungen schuften; ein Tageslohn von etwas mehr als 3 Reichsmark für erwachsene Männer; ungesunde, enge Wohnungen ohne sanitäre Einrichtungen und oft ohne Heizmöglichkeit; Unterernährung und bis zu 10 Menschen auf 30 Quadratmeter! Erinnert an die aktuelle Situation vieler Arbeiter noch heute in Asien, Südamerika oder Afrika.
In Heslach entstand dann eine sehr gute Idee: um der ganzen sozialen Misere wenigstens ein wenig zu entkommen, sollten die Arbeiter eigene Heime und Treffpunkte zur Erholung in freier Natur schaffen! Im Frühjahr 1908 gründeten der damalige SPD-Ortsvorsitzende Carl Oster (1874-1954) und einige andere Genossen den Arbeiter-Waldheim-Verein Stuttgarter Karlsvorstadt e.V. Noch im selben Jahr wurde auf einer Streuobstwiese im Vaihinger Dachswald als erstes seiner Art das Heslacher Waldheim eröffnet. Heute sind die Waldheime aus der Reihe sommerlicher Gartenwirtschaften nicht mehr wegzudenken - und das auch 100 Jahre später noch! Die Existenz der Waldheime zeigt den einzigartigen Beitrag der Stuttgarter Arbeiterbewegung zum Kulturleben und zur Erholung der Menschen im 20. Jahrhundert.