Im September 1890 wurden nach zwölf Jahren Bismarckscher Repression die Sozialistengesetze aufgehoben. Es folgte eine stürmische Aufwärtsentwicklung der sozialistischen Arbeiterbewegung in Deutschland. Für die in Heslach wohnenden Arbeiterschichten wurden die sozialistischen Parteien, die Gewerkschaften und auch die Naturfreundebewegung zur politischen Heimat.
Damit eng verbunden war auch die Begründung zahlreicher "Waldheime" als Ort der Erholung und Weiterbildung für die Stuttgarter Arbeiterschaft und deren Familien. In dieser Zeit entstanden auch sozialreformerische Bewegungen mit dem Ziel, die Wohnsituation der Arbeiter zu verbessern. Siedlungsprojekte wie die Kolonie Südheim oder die Siedlung Eiernest prägen noch heute das Stadtbild Heslachs mit.
Bis zu Beginn der Nazi-Diktatur galt Heslach als der "rote Wedding Stuttgarts". Die organisierte Arbeiterschaft hat in Heslach stets den Provokationen reaktionärer und faschistischer Kräfte getrotzt. In den ersten in Baden-Württemberg von den Nazis eingerichteten Konzentrationslagern wie zum Beispiel dem KZ Oberer Kuhberg in Ulm wurden von Ende 1933 bis Sommer 1935 gleich zu Beginn der Diktatur zahlreiche politische Gegner aus der Arbeiterbewegung wie KPD-Mitglieder, SPD-Mitglieder, Gewerkschaftler und kirchliche Regimegegener eingekerkert und gefoltert. Es waren noch keine Vernichtungslager wie später Buchenwald, Dachau oder Auschwitz und doch war es der grausame Beginn der Hitlerdiktatur und zeichnete den Weg zum NS-Genozid an den Juden Europas.
So waren zum Beispiel die Stuttgarter SPD-Politiker Kurt Schuhmacher und Erwin Schoettle zwei überzeugte Antifaschisten, die vom ersten Tag an der Nazi-Bande die Stirn boten. Auch Alfred Hausser muss hier erwähnt werden. Als Sohn einer Arbeiterfamilie in Stuttgart geboren, wurde Alfred Hausser 1930 Mitglied und später Funktionär des Kommunistischen Jugendverbandes. Als 22-Jähriger wurde er 1934 von den Nazis verhaftet und wegen der Verteilung von Flugblättern gegen das Hitlerregime als Hochverräter vor dem berüchtigten Volksgerichtshof in Berlin zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Befreiung durch die Amerikaner kehrte er nach Stuttgart zurück und gründete hier mit anderen die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (VVN). Der Stuttgarter Jesuitenpater Rupert Mayer hat sich früh gegen die Nazis gestellt. Seit 1935 erhält der Jesuitenpater von den nationalsozialistischen Behörden Redeverbote, wird mehrmals wegen regimekritischer Predigten verhaftet und schließlich verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem KZ Sachsenhausen im April 1940 soll Mayer mundtot gemacht werden. Er muss ein Predigtverbot hinnehmen und wird unter Hausarrest gestellt. Mayer darf bis zum Ende des Krieges das Kloster Ettal bei Garmisch nicht mehr verlassen. Es gibt noch viele weitere Beispiele, die gerade heute immer wieder in Erinnerung gerufen werden müssen!